Der Ilfiskanal in Langnau im Emmental

Aus der Geschichte des Ilfiskanals

 

1297             Erste Aufzeichnungen, Tausch Mühle und Stampfe Dorfmühle Langnau.

 

 

 

1457             Urbar Kaufbrief Wemli Kammermann zu Langnau, Bürger zu Bern, verkauft dem Kloster Trub die all sein Recht hinten an der Badstuben zu Langnau, so weit und breit das Gerbe Haus gehet um 2 Gulden.

 

 

 

1574             Wurde dem Cuni TeIlenbach erlaubt (heute Besitzung Gebr. Wüthrich AG), ob der Brugg am Mühlibach eine Stampfe zu bauen. Am 12.2.1659 wurde die Sagi, Mueskomgnepft, Oeltrotte, Schlyffi, Gnepfi in eine Mühlekornstampfe umgewendet.

 

 

 

1591             Die Mühli nach der Ilftsbrücke wurde 1597 zu einer Rybi, Stampfe und Schleift erweitert.

 

 

 

1512             Wasserkraft-Konzession für Dorfmühle Johann Schenk

 

 

 

1569             Wasserkraft-Konzession für Sägerei Stettler-Mosimann

 

 

 

1572             Wasserkraft-Konzession für Mühle Rüfenacht

 

 

 

1597             Wasserkraft-Konzession für Sägerei Fankhauser

 

 

 

1603             Wird die erste Pulverstampfe bei der heutigen Besitzung Stämpfli, Burgdorfstrasse erwähnt. 1629 ein Toter, 1630 ein Toter, 1631 ein Schwerverletzter, 1687 ein Verletzter, 1704 ein Toter und ein Schwerverletzter, 1730 vier Tote drei Gebäude umgelegt, 1750 ein Toter, 1824 ein Schwerverletzter.

 

 

 

1663             Wurde dem Samuel Möriker eine Färberei, Bleicherei und Mange bewilligt.

 

 

 

1729             Auf dem Schachenplan von 1729 sind acht Wasserräder sichtbar.

 

 

 

1872             Haben sich die Besitzer von Wasser- und Radwerken am bestehenden Gewerbekanal der Ilfis (Mühlebach) zu einer Gewerbegesellschaft des IIfiskanal vereinigt. Das entsprechende Reglement soll nach erfolgter Sanktion durch den heiligen Regierungsrat in Kraft treten.

 

 

 

1942             Neubau der Druckleitung und des Kraftwerkes Tuchfabrik Zürcher im Eygässli. Heute Kraftwerk Stämpfli AG.

 

 

 

Die Wasserwerkbesitzer am Ilfiskanal sind rechtlich gesehen eine Genossenschaft.

 

 

 

Der Gewerbekanal in Langnau im Emmental existiert, wie oben ersichtlich, schon viele Jahrhunderte. Um die Jahrhundertwende wurden die Wasserräder durch Turbinen ersetzt. Heute treiben diese Turbinen Generatoren an und werden für die Stromproduktion verwendet. Zurzeit ist bei den Wasserwerkbesitzern ein Generationenwechsel im Gang. Innovative Leute wollen ihre Anlagen erneuern und unter den gegebenen Rahmenbedingungen das Optimum an Leistung herausholen.

 

 

 

 

 

Kraftwerkbesitzer und nutzbares Gefälle

 

 

 

Wasserwerkbesitzer

Gefälle

Bemerkungen

Zuständig

Stämpfli AG

8.80 m

Guter Zustand

Hannes Stämpfli

Energiewerkstatt Langnau

4.28 m

KEV seit 2009

Xaver Zürcher

Gebr. Wüthrich AG

2.48 m

ÜO in Planung

Kaufrechtsvertrag

Dorfmühle AG

2.88 m

Erneuert 1997

Gemeinde Langnau

Liechti & Cie. AG

1.13 m

Stillgelegt

GF

Gerberei Gerber

1.25 m

Revisionsbedürftig

Markus Meier

Mühle Leibundgut

1.37 m

Revisionsbedürftig

Fritz Gerber

Lauenstein Heinrich

1.76 m

Revidiert ca. 1980

Heinrich Lauenstein

 

 

 

 

 

 

Das KWKW Mühle Gerber

 

 

 

Auslöser für vorliegendes Gesuch ist die Anlage Mühle Gerber im Langnauer Hinterdorf. Sie hat eine Gefällstufe von 1.37 m und einen schlechten Wirkungsgrad. Der neue Besitzer, Fritz Gerber, will das Kraftwerk erneuern und Kev-tauglich umbauen. Zu diesem Zweck hat er eine Studie von den Ingenieuren Hans Ruff und Hans Peter Leutwiler ausarbeiten lassen. Diese sehr ausführliche Grobanalyse kommt zum Schluss, dass sich im Idealfall eine knappe Wirtschaftlichkeit ergibt:

 

 

 

 

 

 

Auszug aus der Grobanalyse:

 

 

 

Zusammenfassung, Folgerungen und Empfehlungen

 

 

 

Ergebnisse

 

 

 

Für das KWK Mühle Gerber wurden mehrere Turbinentypen grob untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass aus platztechnischen Gründen der Einbau einer neuen Turbine an neuen Standort möglich ist.

 

 

 

Daher wurden der Standorte Oberwasserkanal und neu zu errichtender Umgehungskanal nicht genauer untersucht. Zudem werden die betrieblichen Aspekte beider Konzepte durch die Unterwasseranordnung der Turbinen-Generator-Gruppe negativ beurteilt. Für Rohrturbinen, aus hydraulischer Sicht der optimale Bautyp, wurde innert nützlicher Frist (mit Hinweis auf nicht konkurrenzfähige Kosten) kein einziges Angebot eingereicht.

 

 

 

Eine vertikalachsige Kaplan-Turbine mit permanentmagneterregtem Synchrongenerator (PMG) schneidet infolge der Baugrösse aus, wenn nicht mehr Raum in der Lagerhalle beansprucht werden kann. Solche Generatoren sind jedoch für diese Leistungsklasse vergleichsweise unwirtschaftlich teuer. Möglich ist eine Kaplan-Turbine mit einem seitlich der Turbine angebrachten Asynchron-Generator, der über einen Riementrieb angetriebenen wird.

 

 

 

Die hohen Baukosten ergeben, je nach Kapitalverzinsung, eine knappe Wirtschaftlichkeit.

 

 

 

Im Vergleich mit der Wasserkraftschnecke (WKS) ist unter anderem der grosse Platzbedarf negativer zu bewerten. Die Investitionskosten sind sowohl im elektromechanischen als auch im baulichen Bereich bei der WKS gegenüber der Kaplan-Turbine geringer, wodurch die WKS das wirtschaftlichste Konzept darstellt. Eine solche würde jedoch sehr gross und vor allem viel Platz über der heutigen Bodenkote beanspruchen.

 

 

 

Es wurde auch das Konzept einer vertikalachsigen Kaplan-Turbine ausgearbeitet. Die Wirtschaftlichkeit ist mit Vergütungspreis von 35 Rp./kWh und einem Jahresgewinn von rund 4'000 CHF gegeben (bei 3% Zins und 25/50 Jahren Amortisation).

 

 

 

Mit dem erzeugten Strom des Kleinwasserkraftwerkes können ca. 29 bis 32 Haushalte mit umweltverträglicher, erneuerbarer Energie versorgt werden. Besonderheit an diesem Kraftwerksstandort ist, dass die Energieproduktion das ganze Jahr über, bei 250 Volllasttagen, beinahe konstant stattfindet.

 

 

 

Es wird darauf hingewiesen, dass die hydraulischen Randbedingungen genauer untersucht werden müssen. Besonders die Lage des Oberwasserspiegels im Kanal sowie die Wasserspiegellage im Unterstrom. Je nach Ergebnis der hydraulischen Untersuchungen könnte daher ein anderes Konzept den Vorrang erhalten resp. die Leistung und Produktion variieren.

 

 

 

 

Realisierungschancen, Bewilligungsfähigkeit

 

 

 

Für die behördlichen Bewilligungen sind keine grossen Beeinträchtigungen zu erwarten, da weder Landschaftsschutz noch Ökologie tangiert sind.

 

 

 

Dieser Bericht ist ein gutes Beispiel dafür, wie am Ilfiskanal Langnau initiative Besitzer bestrebt sind, mit dem zur Verfügung stehenden Wasser und Gefälle mit geeigneten Turbinen das Optimum an elektrischer Leistung herauszuholen, ohne Landschaftsschutz oder Oekologie zu tangieren.

 

 

 

Nachfolgend die Standorte der Wasserkraftwerke im Jahr 1890. An Stelle von Turbinen waren Wasserräder am Drehen, wie die Grundbuchausschnitte aus dieser Zeit zeigen.